Bausparen international: Ein Blick auf andere Länder
Das Bausparen hat in Deutschland eine lange und traditionsreiche Geschichte. Es ist ein beliebtes Modell zur Förderung des Wohnens und zur Schaffung von Eigenkapital. Doch wie steht es um das Bausparen in anderen Ländern? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene internationale Bausparmodelle, vergleichen deren Vorzüge und Herausforderungen und analysieren, was Deutschland von diesen Ansätzen lernen kann.
Das Bausparen in Österreich
Österreich nutzt ein ähnliches Bausparmodell wie Deutschland, dessen Ursprünge jedoch bereits im 19. Jahrhundert liegen. In Österreich schließen Bausparer einen Vertrag mit einer Bausparkasse ab und sparen über einen festgelegten Zeitraum hinweg Geld an. Nach Erreichen des Sparziels haben die Sparer Anspruch auf staatliche Förderungen und zinsgünstige Darlehen.
Ein zentraler Unterschied zu Deutschland ist die Höhe der staatlichen Förderung, die in Österreich deutlich höher ausfällt. Zusätzlich zur steuerlichen Begünstigung gibt es auch eine Wohnbauförderung auf Landesebene. Diese Kombination macht das Bausparen in Österreich besonders attraktiv für junge Familien und Erstkäufer.
Dänemark: Ein flexibles System des Wohnungsbaus
In Dänemark wird das Bausparen durch ein flexibles System der Hypothekenbanken unterstützt. Der dänische Wohnungsbau basiert auf dem sogenannten "Realkredit"-Modell, bei dem die Kreditnehmer Hypothekendarlehen zu sehr günstigen Konditionen erhalten können. Anders als in Deutschland sind die Dänischen Hypothekenbanken nicht nur Kreditgeber, sondern auch Teilhaber an den Immobilien. Das bedeutet, dass sie im Falle eines Verkaufs von Immobilien eine Beteiligung an dem Erlös erhalten.
Diese Struktur fördert sowohl die Verantwortlichkeit der Kreditnehmer als auch das Interesse der Banken an der Wertentwicklung der Immobilien. Da die Hypothekenmärkte in Dänemark stabil sind, profitieren Kreditnehmer von attraktiven Zinssätzen und flexiblen Rückzahlungsbedingungen.
Schweiz: Kantonale Unterschiede im Bausparen
In der Schweiz ist das Bausparen ein sehr regional geprägtes Phänomen. Jedes der 26 Kantone hat eigene Regelungen, Subventionen und Förderprogramme, was es schwierig macht, einheitliche Aussagen über das Bausparen im gesamten Land zu treffen. Generell ist das Bausparen in der Schweiz weniger verbreitet als in Deutschland, da viele Schweizer direkt in Immobilien investieren oder alternative Sparmodelle wählen.
Eine Besonderheit sind die sogenannten "Wohnbaugenossenschaften", welche es Menschen ermöglichen, gemeinsam Wohnungen zu bauen oder zu kaufen. Diese Genossenschaften sorgen für eine soziale Durchmischung und bieten oft günstigere Mietkonditionen. Das schweizerische System fördert den Ansatz des gemeinschaftlichen Wohnens, was für eine zunehmende Zahl von Menschen attraktiv wird.
Frankreich: Ein staatlich gefördertes Sparmodell
In Frankreich gibt es das "Plan Épargne Logement" (PEL), ein staatlich gefördertes Sparprodukt, das den Erwerb von Wohnimmobilien unterstützen soll. Das PEL erlaubt es den Sparern, über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren Geld anzusparen, um anschließend ein zinsgünstiges Darlehen zur Finanzierung ihrer Immobilie zu erhalten.
Ein bemerkenswerter Aspekt des PEL ist die Rendite, die auf das gesparte Kapital gewährt wird. Diese ist in der Regel höher als die Zinsen herkömmlicher Sparprodukte. Zudem profitieren Sparer von attraktiven staatlichen Förderungen und Steuervorteilen. Die französische Regierung hat das PEL als einen Schlüsselbestandteil ihrer Wohnpolitik etabliert, um die Eigenheimquote zu erhöhen und den Wohnungsbau zu fördern.
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Norwegen: Das individuelle Sparmodell
In Norwegen gibt es kein spezifisches Bausparprodukt, das mit den deutschen Bausparkassen vergleichbar ist. Stattdessen setzen die Norweger auf individuelle Spar- und Anlageprodukte, um für den Wohnungsbau vorzusorgen. Die Kreditvergabe für Immobilien ist jedoch sehr reguliert, was bedeutet, dass die Banken strenge Anforderungen an die Kreditnehmer stellen.
Das norwegische System fördert eine solide Finanzplanung, da die Käufer genau wissen müssen, welche finanziellen Mittel sie benötigen. Dies kann zwar als Nachteil erscheinen, trägt jedoch dazu bei, dass nur brauchbare Kreditnehmer Wohnungen kaufen, was die Stabilität des Marktes fördert.
Fazit
Der Blick auf internationale Bausparmodelle zeigt, dass es viele unterschiedliche Ansätze für die Förderung des Wohnens gibt. Während das deutsche Bausparen bereits über Jahrzehnte hinweg seine Stabilität bewiesen hat, gibt es dennoch Ansätze aus anderen Ländern, die als Inspiration dienen könnten:
- Staatliche Förderung erhöhen: Länder wie Österreich und Frankreich zeigen, dass höhere staatliche Förderungen die Attraktivität des Bausparens steigern können, besonders für junge Familien.
- Flexibilisierung der Modelle: Dänemarks Realkredit-System zeigt, wie Flexibilität in der Rückzahlung und die Beteiligung der Kreditgeber an der Immobilie zu einem nachhaltigeren Wohnungsbau führen können.
- Regionale Anpassungen zulassen: Der schweizerische Ansatz mit regional angepassten Lösungen zeigt, dass lokale Gegebenheiten und Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden können.
- Gemeinschaftliche Projekte fördern: Der Trend zu Wohnbaugenossenschaften in der Schweiz könnte auch in Deutschland Fuß fassen und sozialen Wohnungsbau neu gestalten.
Insgesamt können die Ansätze aus verschiedenen Ländern dazu beitragen, dass Deutschland seine Bausparmodelle weiterentwickelt und den sich verändernden Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird. Ein offener Dialog und das Lernen von den besten Praktiken internationaler Modelle sollte Teil des zukünftigen Bau- und Wohnansatzes sein.
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